Anfang der 1970er Jahre lebten wir in dem kleinen Dorf Tschui in Nord Kirgisistan. Ich war damals noch keine 5 Jahre alt. In dem Bergdorf bei Tokmok lebten nur deportierte deutsche Familien. In gesamt Kirgisistan lebten zur damaligen Zeit rund eine Millionen deutsche Familien, die wie meine Eltern nach dem zweiten Weltkrieg auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion deportiert wurden.
Es war der 24. Dezember, in unserem Haus hatten sich 3 – 4 Familien mit ihren Kindern versammelt. Den gesamten Tag über waren wir schon aufgeregt und in spannender Erwartung was uns der Abend bringen würde. Wir hatten extra für diesen Tag Gedichte gelernt.
Wir hatten keinen Zweifel und alle Kinder haben an den Nikolaus, Knecht Ruprecht und das Christkind geglaubt. Entsprechend nervös waren wir dann am Abend, als die Verse aus der Bibel vorgetragen haben. Danach haben der Nikolaus und das Christkind unsere Geschenke verteilt. Es gab Weihnachtsplätzchen und Weihnachtsgebäck, Bonbons, zwei Mandarinen, ein paar Äpfel und ein Buch. Knecht Ruprecht drohte uns Kindern, wenn wir nicht das gesamte Jahr brav sind, dann wird er kommen und uns die Geschenke am folgenden Weihnachtsfest wieder abnehmen.
Die Geschenke waren etwas ganz besonderes für uns. Auch eine gewisse Zeit nachdem die drei den Raum wieder verlassen hatten, waren wir noch aufgeregt und die Spannung löste sich nur langsam.
Ich habe leider nur ein Fotos aus dieser Zeit. Mit dem Zerfall der Sowjetunion emigrierte die Mehrheit der in dieser Region lebenden Familien nach Deutschland. Beim Umzug haben uns die sowjetischen Soldaten sehr viele persönliche Erinnerungen abgenommen. Hierzu zählten auch unsere Fotos und Bilder aus der damaligen Zeit.