Kurt Arentz
23. Januar 2016
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Sebastiano Santisi

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Sebastiano Santisi

geboren am 02. Dezember 1934 in Enna/Italien,
gestorben am 11. Oktober 2012 in Troisdorf Sieglar

„Geboren auf Sizilien brachte mein Vater die italienische Lebensfreude mit nach Deutschland“

Mein Vater wurde am Montag, den 02.12.1934 in Enna auf Sizilien geboren. Genau an diesem Tag schneite es in der kleinen Stadt Enna auf dem Gipfel des Monti Erei. Dies war der Grund, dass mein Opa nicht zum Amt kam. Somit wurde mein Vater erst am 04.12.1934 registriert. Wir hatten einen Grund seinen Geburtstag zweimal zu feiern.

Noch bevor mein Vater seine spätere Frau kennen lernte, kam er das erste mal nach Deutschland. Bei seiner Einreise wurde er untersucht und bei einem anschließenden Gespräch, wurden ihm seine Hoffnungen auf ein Leben in Deutschland vorerst genommen. Über einen Dolmetscher wurde ihm mitgeteilt: „Herr Santisi, sie sind viel zu leicht, um in Deutschland zu arbeiten. Essen sie viel Pasta und dann dürfen sie wieder nach Deutschland kommen“. Traurig ist er in den Zug gestiegen und zurück nach Enna gefahren.

Ein Jahr später, es war 1961, kam er zurück mit einem Koffer voller Träume. Seine zweite Einreise nach Deutschland. Zuerst wurde er nach Köln Ossendorf, zum Straßenbau gebracht. Er wohnte mit mehreren Männern in einem Wohnheim. Deutschland das auf Italienisch Germania heißt, war so fremd für ihn.

Die Sprache so unverständlich. Aber er dachte an seine Mama und an seinen Bruder Angelo. Mit dem Geld das er in Deutschland verdiente, konnten sie besser leben. Die Arbeit war hart, aber er gewöhnte sich schnell daran.
Nach zwei Jahren fuhr er das erste Mal wieder nach Italien. Wie glücklich alle waren.

Während seines Urlaubs auf Sizilien holte er an einem Tag meine Cousinen Graziella, Maria und Sebastino vom Kinderhort ab. Und dort sah er sie dann zum ersten Mal – Borina, meine Mutter. Sie war zu dieser Zeit als Aushilfe in dem Kinderhort eingesetzt. Es war Liebe auf den ersten Blick, er sah sie und war glücklich.

Bereits 1964 wurde geheiratet und die beiden starteten ein gemeinsames Leben. Einen Tag nach der Hochzeit startete ihre Reise mit dem Zug. Es war ihre Hochzeitsreise nach Deutschland – für immer. An der Meerenge bei Messina, fragte meine Mutter meine Vater: „Sind wir schon da?“ Sie war nie aus Enna herausgekommen. Die Reise dauerte zwei Tage und eine Nacht.

Er hatte eine Arbeit bei der Feldmühle in Niederkassel gefunden. Die Arbeit machte ihn glücklich. Fast 30 Jahre stand er im Dienste der Firma, die mehrmals ihren Namen wechselte, so wurde im Laufe der Jahre aus der Feldmühle zuerst Dynamit Nobel und später dann Degussa. Eine sehr glückliche Zeit begann, wenn auch unter einfachen Verhältnissen. Die erste Bleibe war ein ganz kleines Zimmer, es war sehr einfach eingerichtet. Es gab zwei Kochplatten, zwei Teller, zweimal Besteck.

Bereits 1965 wurde ich als älteste Tochter geboren. 1967 meine Schwester Rita, 1970 Silvia, 1974 Nina. Für mich war mein Vater alle Jahre immer ein Held. Ich war und bin bis heute glücklich und stolz auf meinen Vater. 1993 bekam mein Vater einen ersten Schlaganfall. Seine Krankheit hat unsere Familie aber noch festeren Zusammenhalt gegeben. Mein Vater starb im Oktober 2012 im Krankenhaus in Troisdorf Sieglar. Zu dieser Zeit war er bereits 19 Jahre schwer krank.

© Copyright: Mariella Santisi (Tochter)

 

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